Berühmtes Nessie-Foto wurde gefälscht Geschrieben am Dienstag, 26. April 2005 von Administrator Fast ein Menschenleben lang galt ein Foto, das am 21. April 1934 in der Londoner Zeitung „Daily Mail“ veröffentlicht wurde und weltweit Furore machte, als der bis dahin überzeugendste Beweis für die Existenz des legendären „Monsters von Loch Ness“. Der angeblich von dem renommierten Londoner Arzt Dr. Robert Kenneth Wilson aufgenommene Schnappschuss zeigte das Ungeheuer mit einem kleinen reptilartigen Kopf und langem Hals. Jene Kreatur sah aus wie ein urzeitlicher Plesiosaurier. Doch am 13. März 1994 entlarvte der „Sunday Telegraph“ diese Aufnahme als Betrug.

Das spektakuläre Motiv, von dem hier die Rede ist, heißt in der Literatur über „Nessie“ meistens „Surgeon’s-Foto“ („Chirurgen-Foto“), weil Wilson, der in der Londoner Harley Street eine Praxis betrieb, beruflich als Gynäkologe arbeitete. In Wirklichkeit war das „Surgeon’s-Foto“ eine von dem Schauspieler, Filmproduzenten und Großwildjäger Marmaduke („Duke“) Wetherell inszenierte „Zeitungsente“. Wie es zu dieser aufsehenerregenden Fälschung kam, schildert das Buch „Nessie“ (ISBN 3-935718-90-X) des Wissenschaftsautors Ernst Probst.
Wetherell, ein Mitglied der „Royal Geographical Society“ und der „Zoological Society“, wurde 1933 von der Redaktion der „Daily Mail“ beauftragt, über das „Loch-Ness-Monster“ zu recherchieren. In jenem Jahr hatten mehrfach phantasievolle Berichte angeblicher Augenzeugen über ihre Sichtungen eines Ungeheuers im schottischen See Loch Ness für großen Wirbel gesorgt.
Zur so genannten „Daily-Mail-Expedition“ gehörten außer Marmaduke Wetherell der Fotograf Gustave Pauli und der Journalist F. W. Memory. Das Trio mietete das Motorboot „Penguin“ und suchte zwischen Dores und Foyers im 36 Kilometer langen, 1,5 Kilometer breiten und bis zu 230 Meter tiefen Loch Ness mit starken Ferngläsern nach „Nessie“.
Bereits zwei Tage nach seiner Ankunft am Loch Ness entdeckte Marmaduke Wetherell am 20. Dezember bei Dores am Ufer des Loch Ness mysteriöse Fußabdrücke einer vierbeinigen Kreatur. Wetherell erklärte, diese Spuren seien nur wenige Stunden alt und schickte Gipsabgüsse davon an das „British Museum of Natural History“ in London.
Die „Daily Mail“ veröffentlichte am 21. Dezember 1933 die vermeintliche Sensation: Das „Loch-Ness-Monster“ sei keine Legende, sondern eine Tatsache. Marmaduke Wetherell erklärte: „Es handelt sich um ein vierzehiges Tier mit Füßen von etwa 20 Zentimetern Breite. Ich halte es für ein starkes, weichpfotiges Tier von etwa 6 Metern Länge“.
Doch die Freude über diese aufsehenerregende Entdeckung währte in der „Daily Mail“-Redaktion nicht lange. Am 4. Januar 1934 identifizierten Experten des „British Museum of Natural History“ die Fußspuren vom Loch Ness als Abdrücke vom linken Hinterfuß eines jungen Flusspferdes (Hippopotamus amphibius).
Man vermutete damals, die von Wetherell am Loch Ness entdeckten Fußspuren seien von einem Flusspferd hinterlassen worden, das einem in der Nähe wohnenden Schotten gehörte. Doch in Wirklichkeit hatte Wetherell selbst die Spuren mit einem präparierten Flusspferdfuß erzeugt, der als Schirmständer gedient hatte.
Am 10. Januar 1934 berichtete die „Daily Mail“ über eine „Monster-Sichtung“ von Marmaduke Wetherell an Bord des Motorbootes „Penguin“: „Duke“, wie ihn seine Freunde nannten, hatte als einziger Expeditionsteilnehmer bei Strone Point im See einen dunklen und etwa 3,60 bis 4,50 Meter langen Höcker entdeckt.
Wetherell kehrte am 18. Januar 1934 nach London zurück. Damals behauptete er, die Flusspferd-Spuren am Ufer des Loch Ness bei Dores seien das Werk von Spaßvögeln gewesen.
Auch die Fälschung des so genannten „Surgeon’s-Fotos“ vom „Loch Ness-Monster“ geht auf das Konto von Wetherell. Dies fanden der Zoologe David Martin vom „Loch Ness and Morar Project“ und der „Nessie“-Experte Alastair Boyd bei ihren umfangreichen Recherchen heraus, über die sie später in einem Buch berichteten.
Marmaduke Wetherell ließ von seinem Stiefsohn Christian Spurling, einem versierten Modellbauer, ein kleines Monster mit einem Spielzeug-U-Boot als Untersatz konstruieren. Kopf und Hals der etwa 30 Zentimeter hohen und ca. 45 Zentimeter langen Fälschung waren aus Plastik modelliert und das U-Boot für einige Shilling bei „Woolworths“ im Londoner Vorort Richmond gekauft worden.
Wetherell und sein Sohn Ian fuhren zum Loch Ness, setzten das Modell ins Wasser und Ian fotografierte es mit einer 35 mm Leica. Danach kopierte man die Motive auf die Plattenkamera von Dr. Wilson und gab die Aufnahmen als Bilder des „Monsters vom Loch Ness“ aus. Eines dieser Motive war das erwähnte „Surgeon’s-Foto“.
Der Arzt Robert Kenneth Wilson, dem eine diabolische Freude an Späßen nachgesagt wird, machte bei dem Schwindel mit. Er erzählte folgende Geschichte: Am 19. April 1934 sei er mit einem Freund zur Vogeljagd an die Beauly Firth bei Inverness gefahren. Unterwegs habe er nördlich von Invermoriston am Loch Ness angehalten, sei mit seinem Freund zum Pinkeln ausgestiegen und habe gehofft, das Monster zu entdecken. Als die beiden Männer über den See schauten, hätten sie plötzlich – etwa 180 bis 270 Meter vom Ufer entfernt – eine starke Bewegung und etwas, das aus dem Wasser ragte, entdeckt. Wilsons Freund habe geschrien: „Mein Gott, es ist das Monster“.
Schnell ging Wilson – nach eigener Aussage – zum Auto zurück, holte eine Plattenkamera heraus und machte vier Fotos des rätselhaften Objekts, bevor dieses nach etwa zwei Minuten wieder verschwand. In Invermoriston suchte Wilson einen Apotheker namens Morrison auf, berichtete ihm, er habe das „Loch-Ness-Monster“ gesehen und fotografiert und gab ihm die Platten zum Entwickeln.
Zwei der vier von dem Apotheker bearbeiteten Platten zeigten nichts. Auf der dritten Platte war ein kleines Objekt erkennbar, aber die vierte zeigte ein plesiosaurierartiges „Loch-Ness-Monster“ mit kleinem Kopf und langem Hals. Letzteres Motiv, das „Surgeon’s-Foto“, erschien zwei Tage später „weltexklusiv“ in der Zeitung „Daily Mail“
Wegen des guten Rufes von Wilson als Arzt und ehemaliger Colonel (Oberst) zweifelte damals niemand an der Echtheit der sensationellen Fotos des „Loch-Ness-Monsters“. Allerdings legte der Londoner Mediziner stets großen Wert darauf, nicht das Monster, sondern lediglich ein „bewegliches Objekt im Loch Ness“, abgelichtet zu haben.
Mit Hilfe des Versicherungsagenten Maurice Chambers, eines Freundes von Wetherell, sicherte sich Wilson die Rechte am „Surgeon’s-Foto“, auf dem der kleine Kopf und lange Hals eines plesiosaurierartigen Monsters erkennbar sind. Ein anderer seiner vier Schnappschüsse zeigt „Nessie“ beim Tauchen. Wilson wanderte später nach Australien aus und starb dort 1969.
Im November 1993 gab der damals 90 Jahre alte Modellmacher Christian Spurling auf dem Sterbebett gegenüber David Martin und Alastair Boyd seine Beteiligung an der Fälschung zu. Auch Wetherells Sohn Ian gestand den Schwindel. Am 13. März 1994 entlarvte die Zeitung „Sunday Telegraph“ das „Surgeon’s-Foto“, einen der bis dahin besten Beweise für die Existenz von „Nessie“, als Schwindel.
An der Fälschung, die fast 60 Jahre lang die Weltöffentlichkeit genarrt hatte, waren fünf Männer beteiligt gewesen: Marmaduke Wetherell, dessen Sohn Ian und Stiefsohn Christian Spurling, der Gynäkologe Robert Kenneth Wilson und Maurice Chambers. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichtung des Schwindels waren alle Beteiligten bereits tot.




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