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Investitionen – fehlendes Binnenwachstum bremst Investitionen

 

Grafik 4 D&B und DLM

Quellen: Statistisches Bundesamt, D&B und DLM

Der konjunkturelle Aufschwung Ende der 90er Jahre mündete zur Jahrtausendwende in einem Boom. Eine nahezu volle Auslastung der Produktionskapazitäten und die Wachstumserwartungen erhöhten die Investitionen der Unternehmen. Im verarbeitenden Gewerbe stiegen die Bruttoanlageinvestitionen in den Jahren 1999 bis 2001 von 61,12 Milliarden Euro auf 66,66 Milliarden Euro. Der Einbruch im 2. Halbjahr 2001, die stagnierende und rückläufige Binnenkonjunktur bis Mitte 2004 und die strukturellen Veränderungen brachten eine Trendwende, die sich im Verlauf der Bruttoanlageinvestitionen niederschlug. In den Jahren 2002 und 2003 gingen die jährlichen Bruttoanlageinvestitionen bis auf 57,61 Milliarden Euro zurück und zeigten erst in den zwei zurückliegenden Jahren eine leichte Erholung. 2005 investierten die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes 59,90 Milliarden Euro in neue Anlagen, neue Ausrüstungen und sonstige Anlagen sowie neue Bauten.

 

Die Höhe der Nettoanlageinvestitionen zeigt das Ergebnis der strukturellen Veränderungen und des fehlenden Binnenwachstums; die Abschreibungen fielen seit 2002 höher aus als die Ersatz- und Neuinvestitionen. Auch in den zwei zurückliegenden Jahren blieben die Nettoanlageinvestitionen trotz der konjunkturellen Erholung negativ. 2005 lagen die Nettoanlageinvestitionen bei voraussichtlich -1,50 Milliarden Euro.

 

 

Grafik 5 D&B und DLM

Quellen: Statistisches Bundesamt, D&B und DLM

 

 

Der Verlauf der Bruttoanlageinvestitionen – Veränderungsraten in Prozent gegenüber dem Vorjahr – verdeutlicht die bereits dargestellte Situation; im verarbeitenden Gewerbe gingen die Investitionen in den Jahren 2002 stark und 2003 nur noch leicht zurück. Erst in den zwei zurückliegenden Jahren zeigte sich eine geringe Erholung. Gleiches gilt für die Gesamtwirtschaft, wenn auch weniger stark ausgeprägt. Der Vergleich der Bruttoanlageinvestitionen im Jahr 2000 und 2005 weist auf den viel zitierten Investitionsstau hin. Obschon die konjunkturelle Erholung 2004 einsetzte und im zurückliegenden Jahr in einen Aufschwung überging, fehlt das nachhaltige Binnenwachstum, das im Inland für steigende Investitionen sorgen könnte.

 

 

 

 

 

 

Erwerbstätige und Bruttolohn- und Gehaltssumme – ungleicher Verlauf

 

Im verarbeitenden Gewerbe bauten die Unternehmen seit 2002 laufend Arbeitsplätze ab; während 2001 noch 8.140.000 Erwerbstätige im verarbeitenden Gewerbe tätig waren, sank in den Folgejahren die Zahl der Beschäftigten bis auf 7.504.000. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Grafik 6 D&B und DLM

Quellen: Statistisches Bundesamt, D&B und DLM

 

 

Der Beschäftigungsrückgang um 7,87% ging einher mit einer deutlich höheren Arbeitsproduktivität. Die Arbeitsproduktivität je Beschäftigten stieg im dargestellten Zeitraum um 15,91%. Der strukturelle Wandel mit der vermehrten Auslagerung von Produktionsstufen, die Arbeitsteilung im Verbund mit Produktionsnetzwerken sowie die eingeleiteten Rationalisierungsmaßnahmen liefern die Begründung für die dargestellte Entwicklung.

 

Die Gegenüberstellung des Erwerbstätigen- und Bruttolohn- und Gehaltssummenverlaufs weist darauf hin, dass die Tarif- und Effektivlöhne in den Jahren 2000 bis 2005 unabhängig beziehungsweise losgelöst von der konjunkturellen Entwicklung verlaufen sind. Während die Zahl der Beschäftigten seit 2000 bis 2005 um 7,87% zurückging, sank die Bruttolohn- und Gehaltssumme mit 1,01% nur leicht. Die Gründe dafür liegen in der angestiegenen Produktivität, in den Tarifrunden und in der veränderten Beschäftigtenstruktur. Gerade letzteres weist auf eine Entwicklung hin, die sich in den vergangenen Jahren noch verstärkt hat; die Rationalisierungs- und Umstrukturierungsmaßnahmen hatten zur Folge, dass Facharbeiter und weniger gut qualifizierte Arbeitskräfte immer weniger gefragt sind und gleichzeitig der Bedarf – bei beschränktem Angebot – an gut ausgebildeten Mitarbeitern, speziell im Bereich Forschung und Entwicklung, anwächst. Dies führte zu höheren Effektivlöhnen.

 

Die Zahl der Erwerbstätigen sank auch in der Gesamtwirtschaft, wenngleich der Rückgang im Jahre 2004 kurzzeitig gestoppt wurde und geringer ausfiel als im verarbeitenden Gewerbe. 2001 fanden 39.316.000 Erwerbstätige in Deutschland eine Beschäftigung. In den Jahren 2002 und 2003 zeigten sich die Auswirkungen des konjunkturellen Abschwungs (-1,49% auf 38.722.000). Das höhere Wachstum im Jahr 2004 wirkte sich mittelbar auf die Arbeitsplätze aus; die Zahl der Erwerbstätigen stieg um 0,41% auf 38.868.000, nahm jedoch mit dem geringer ausfallenden Wachstum im abgelaufenen Jahr wieder um 0,20% ab.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Grafik 7 D&B und DLM

Quellen: Statistisches Bundesamt, D&B und DLM

 

 

Auch in der Gesamtwirtschaft zeigt sich bei der Gegenüberstellung des Erwerbstätigen- und Bruttolohn- und Gehaltssummenverlaufs die „Schere“, die sich seit dem Jahr 2000 im Verlauf der beiden Indikatoren auftut. Die Unterschiede kommen jedoch weniger deutlich als im verarbeitenden Gewerbe zum Ausdruck. In den Jahren 2001 bis 2005 ging die Zahl der Erwerbstätigen in der Gesamtwirtschaft um 1,29% zurück und die Bruttolohn- und Gehaltssumme erhöhte sich um 0,78%. Im gleichen Zeitraum stieg die Arbeitsproduktivität je Beschäftigten um 3,80%.

 

Im Zuge der Globalisierung erhöhte sich der Wettbewerbsdruck auf die Unternehmen. Die Standortbedingten Produktions- und Arbeitskosten werden zu einem zentralen Bestandteil im Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Ein Kostendruck, der durch die überaus starke Exportwirtschaft noch verschärft wird. Bei den Fragen nach der zukünftigen Bedeutung und Rolle des Standorts Deutschland dürften Entwicklungen wie die Auslagerung von Produktionsstufen und der Aufbau von internationalen Produktionsnetzwerken eine wichtige Rolle spielen. In Verbindung mit der Erschließung von neuen, aufstrebenden Märkten, die ein weit stärkeres Wachstum als Deutschland vorweisen und versprechen, verlagern deutsche Betriebe Teile ihrer Produktion, bauen neue Arbeitsplätze im Ausland auf und investieren stärker im Ausland als im Inland. Die Auswirkungen zeigen sich in der Zahl der Erwerbstätigen und in der veränderten Beschäftigungsstruktur; der Bedarf nach gut ausgebildetem Personal mit hohen Qualifikationen nimmt zu, während die Zahl der Arbeitsplätze mit geringerer Qualifikation immer mehr zurückgeht. Damit wachsen auch die Anforderungen an die Bildungsstätten Deutschlands. Mittel- und langfristig muss dort ein hoher Standard und ein internationales Spitzenniveau in der Forschung und Entwicklung erreicht und gehalten werden. Deutsche Unternehmen können am Standort Deutschland nur festhalten und ihren strategischen Vorteil in Entwicklung und Know-how nutzen, wenn die dargestellten Voraussetzungen nachhaltig verfolgt werden.

 

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